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Dickbäuchige leben gefährlicher: Taillenumfang ist Risikofaktor für Herzinfarkt und Diabetes

73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim

Dickbäuchige leben gefährlicher als Personen mit vergleichsweise weniger Fett um die Hüfte. "Der Taillenumfang erlaubt eine bessere Vorhersage der Entwicklung eines Herzinfarktes, von Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen als zum Beispiel der Body-Mass-Index (BMI)", sagt Priv.-Doz. Dr. Philipp Stawowy (Deutsches Herzzentrum Berlin) auf einer Pressekonferenz anlässlich der 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, die heute in Mannheim beginnt.

"Allein ein erhöhter Taillenumfang steigert das Risiko, in den nächsten fünf Jahren das Metabolische Syndrom zu entwickeln, um bis 46 Prozent." Personen mit einem Metabolischen Syndrom haben ein stark erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2, Herzinfarkt und Schlaganfall. Liegt eine Körperfettkonzentration um die Hüfte ("abdominelle Adipositas") vor, so erhöht sich das Erkrankungsrisiko bereits bei noch normalem BMI (Kilogramm Körpergewicht pro Quadratmeter Körperoberfläche).

"Untersuchungen zeigen, dass das Fettgewebe um die Hüfte nicht nur der Energiespeicherung dient, sondern ein endokrines Organ, also eine Art Drüse mit vielfältigen Stoffwechsel-Effekten ist", erklärt Priv.-Doz. Stawowy. "Starkes Übergewicht ist Wegbereiter für Typ-2-Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestimmte Krebsformen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Atmungsorgane und des Magen-Darm-Traktes."

Entsprechend den Empfehlungen der WHO ist der Normalwert bei Frauen ein Taillenumfang von bis zu 80 Zentimeter, bei Männer bis zu 94 Zentimeter. Übergewicht besteht bei Frauen bei einem Taillenumfang zwischen 80 und 88 Zentimeter, bei Männern zwischen 94 und 102 Zentimeter. Das Stadium Adipositas (Fettleibigkeit) ist erreicht, wenn der Taillenumfang bei Frauen 88 Zentimeter und bei Männern 102 Zentimeter überschreitet.

Nur ein Drittel der männlichen Bevölkerung Deutschlands ist normalgewichtig, bei Frauen etwas weniger als die Hälfte. Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist mindestens übergewichtig, etwa 20 Prozent haben bereits das Stadium Adipositas erreicht.

"Übergewicht und Fettleibigkeit", so Prof. Dr. med. Ulrich Kintscher (Charité-Universitätsmedizin Berlin), "verursachen Insulinresistenz, führen zu erhöhten Blutspiegeln an freien Fettsäuren und Triglyzeriden, beeinflussen die Blutgerinnung negativ und erzeugen eine chronische Entzündung. Zusätzlich werden klassische Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, ungünstige Blutfettwerte und Bluthochdruck durch ein erhöhtes Körpergewicht bedingt. So haben mehr als zwei Drittel der Patienten die einen Herzinfarkt erleiden ein erhöhtes Körpergewicht."

Fettleibigkeit als schützender Faktor nach einem Infarkt scheint fraglich

Wenn aber Übergewichtige oder Fettleibige einen Herzinfarkt erlitten haben bzw. an einer koronaren Herzerkrankung erkrankt sind, haben sie dann auch ein erhöhtes Risiko zu versterben, oder sind sie vielleicht durch das erhöhte Körpergewicht geschützt? Jedenfalls wurde in einer Studie mit 527.265 Patienten aus den USA (Adams KF et al., New Engl J Med 2006) festgestellt, dass Übergewichtige mit einem BMI zwischen 25 und 29.9 kg/m2 zu der Gruppe mit dem niedrigsten Sterblichkeitsrisiko gehörten.

"Bei genauer Betrachtung der bisher veröffentlichten Studien scheint die schützende Rolle der Fettleibigkeit nach Herzinfarkt jedoch fraglich", analysiert Prof. Kintscher. "In den meisten Studien wurde der BMI als Maß für das Körpergewicht bzw. die Fettleibigkeit untersucht. Der BMI setzt sich zusammen aus Körperfettmasse und der Magermasse (Muskelmasse, Knochen, Wasser, etc.) und scheint nicht das optimale Werkzeug zur Messung der Fettleibigkeit zu sein.

Benutzt man jedoch den Taillenumfang zur Abschätzung der Fettleibigkeit, so konnte eindeutig gezeigt werden, dass mit Zunahme der abdominalen Adipositas das Sterblichkeitsrisiko und das Re-Infarktrisiko ansteigen." Eine langfristige Gewichtsreduktion nach Herzinfarkt im Rahmen von Rehabilitationsprogrammen steht weiterhin im Mittelpunkt der Prognoseverbesserung, so Prof. Kintscher.

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 12.04.2007 nach oben

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