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Insulinanaloga-Hersteller provozieren Eklat bei IQWiG-Erörterung

Vertreter von VFA, Industrie und DDB verlassen demonstrativ die Diskussionsrunde

IQWiG-Leiter spricht von kalkuliertem Eklat - Vermeintliche Streitfrage war bereits vorab geklärt

Unter dem Vorwand vermeintlich mangelnder Transparenz und einseitiger Dokumentation bisheriger Anhörungen haben Vertreter der Industrie, des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) und des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB) am 16. November 2006 gemeinsam die mündliche Erörterung des IQWiG-Vorberichts zu den kurzwirksamen Insulinanaloga bei Diabetes mellitus Typ 1 verlassen. Institutsleiter Peter Sawicki bezeichnete den demonstrativen Auszug als "geplanten Eklat" mit dem Ziel, die Veranstaltung zu sprengen. Die Erörterung wurde indes mit Vertretern von Fachgesellschaften, anderen Patientenorganisationen, Betroffenen und Diabetologen fortgesetzt.

Am 16. November haben die Teilnehmer des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller (VFA), der Herstellerfirmen und des DDB das Gespräch noch vor Beginn der inhaltlichen Diskussion für beendet erklärt, nachdem das IQWiG die Forderung einer VFA-Vertreterin abgelehnt hatte, die Erörterung von einzelnen Teilnehmern auf eigenen Tonbändern aufnehmen zu lassen.

Diese Frage war bereits im Vorfeld geklärt worden: Der VFA hatte Anfang September angefragt, ob es möglich sei, wissenschaftliche Erörterungen im Institut selbst aufzuzeichnen. Das IQWiG hatte dem VFA daraufhin mitgeteilt, dass es jedem Teilnehmer offen stehe, das Gespräch zu protokollieren. Eine individuelle Tonbandaufzeichnung stehe allerdings nicht mit den derzeit gültigen Verfahrensweisen des Instituts in Einklang.

Diese Position bekräftigte Institutsleiter Peter Sawicki bei der Erörterung am 16. November: "Wir können nicht im laufenden Verfahren unsere Methoden ändern. Dies muss vorher mit unseren Gremien geklärt werden. Die Veranstaltung wird von uns auf Tonband aufgezeichnet und auf dieser Basis wird von uns ein Protokoll erstellt, das wir mit dem Abschlussbericht veröffentlichen. Es steht ihnen frei, selbst mitzuschreiben."

Die Vertreter von VFA und DDB begründeten ihre Forderung damit, dass in der Vergangenheit Aussagen von Teilnehmern in dem vom IQWiG verfassten Protokollen falsch wiedergegeben worden wären. Eine "öffentliche Veranstaltung" müsse von allen Teilnehmern aufgezeichnet werden können. Dies entspräche dem Gebot der Transparenz. Institutsleiter Peter Sawicki stellte klar, dass es sich bei den mündlichen Erörterungen im Institut keineswegs um öffentliche Veranstaltungen handle, sondern um eine wissenschaftliche Fachdiskussion der Stellungnehmenden.

"Gerade deshalb haben wir auch gegenüber allen Teilnehmern eine Verpflichtung, sie vor Missbrauch zu schützen.", erklärte Sawicki nach der Anhörung. "Wenn wir Ton-Aufzeichnungen zulassen oder unsere Mitschnitte zugänglich machen, können wir beispielsweise nicht verhindern, dass eine Aussage eines Teilnehmers - aus dem Zusammenhang gerissen - in irgendeiner Radiosendung auftaucht. Unter den Teilnehmern sind ja auch Patienten, die über persönliche Erfahrungen berichten." Zudem gelte es, das Instrument der mündlichen Anhörung, die dem wissenschaftlichen Austausch dient, vor Missbrauch zu bewahren.

Den Auszug eines Teils der Teilnehmer am 16. November bezeichnete Sawicki als durchsichtige Aktion: "Hier wollte man einen Eklat provozieren. Die Frage der Tonbandaufzeichnung war bereits im Vorfeld geklärt worden."

Das Institut erstellt bislang Ergebnis- und Verlaufsprotokolle der Erörterungen, die mit dem Abschlussbericht veröffentlicht werden. Die Tonbandaufzeichnung würde prinzipiell auch ermöglichen, ein Wortprotokoll zu erstellen. Eine institutsinterne Arbeitsgruppe prüft derzeit, ob es sinnvoll ist, künftig regelhaft den genauen Wortlaut zu dokumentieren, soweit sie keine Persönlichkeitsrechte verletzen.

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 16.11.2006 nach oben

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