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Neue Therapieoptionen für Patienten mit Diabetes mellitus

Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. med. Michael Nauck im Rahmen der 40. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) in Berlin.

Inhalatives Insulin und Inkretin-Mimetika

1. Insulin zum Einatmen

Prof. Dr. med. Michael Nauck Prof. Dr. med. Michael Nauck Insulin zum Einatmen: Dass die innere Lungenoberfläche geeignet ist, Hormone wie Insulin in den Kreislauf übertreten zu lassen, war lange bekannt. Mehrere Insulinhersteller-Firmen haben deshalb bereits seit einigen Jahren Entwicklungsprogramme für die therapeutische Nutzung von "inhalativem" Insulin.

Dazu sind Hilfsmittel notwendig, die Insulin in trockener Staubform oder in fein zerstäubten Tröpfchen in einem Hohlraum verteilen, aus dem ein Patient das Insulin durch einen tiefen Atemzug dann in den Körper bringt. Etwa 10-15 % des Insulins finden sich anschließend im Blut des Patienten wieder.

Es ist abzusehen, dass das erste Präparat dieser Art in circa einem Jahr zum Vertrieb zugelassen wird. Es handelt sich um ein Angebot, das insbesondere für diejenigen Patienten mit Diabetes mellitus interessant ist, bei denen eine Insulinspritze trotz dünner Nadeln mit Ängsten verbunden ist ("Nadelphobie"). Möglicherweise fällt mit inhalativem Insulin vielen Patienten der Beginn einer Insulinbehandlung leichter.

Da das An- und Abfluten der Insulinkonzentrationen im Blut nach Inhalation von Insulin aber sehr schnell vor sich geht, eignet sich diese Art der Insulinzufuhr nur zum Essen. Es erspart auch nicht die Blutzuckerselbstkontrolle, die jeweils mit einer geringfügigen Selbstverletzung einhergeht, so dass gewisse Unannehmlichkeiten und Schmerzen trotz des inhalativem Insulins nicht vollständig wegfallen können.

2. Inkretin-Mimetika

Der Darm produziert Hormone, die nach Mahlzeiten in das Blut ausgeschüttet werden und einen nennenswerten Beitrag zum Insulinanstieg nach dem Essen leisten. Diese Funktion ist bei Patienten mit Typ-2-Diabetes (typischer Auftritt bei übergewichtigen Menschen im Erwachsenenalter) gestört. Eines der beteiligten Hormone, Glucagon-likePeptide-1 (GLP-1) wirkt aber auch bei Patienten mit Typ-2-Diabetes exzellent.

Es stimuliert die Insulinfreisetzung, unterdrückt die Freisetzung eines Insulin-Gegenspielers, des Glukagon, es verzögert die Magenentleerung und verlangsamt damit den Einstrom der Nährstoffe nach einer Mahlzeit in die Blutbahn. Es vermindert den Appetit und beendet Mahlzeiten nach weniger aufgenommenen Kalorien und führt damit langfristig zur Gewichtsabnahme. Ferner bringt es Insulin-produzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse (die Langerhans'sche Insel) zum Wachsen und könnte damit helfen, die typischerweise reduzierte Masse solcher Inselzellen bei betroffenen Patienten langfristig wieder zu normalisieren.

Ein analog dem GLP-1 wirkendes Hormon aus dem Speichel einer Krustenechse (Heloderma suspectum), das sogenannte Exendin-4 (Präparatename Exenatide), nutzt alle genannten Wirkungen und wird in diesen Tagen in den USA zur Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes zugelassen werden. Eine Markteinführung in Europa ist in circa zwei Jahren zu erwarten.

Bildunterschrift: Prof. Dr. med. Michael Nauck, Leitender Arzt des Diabeteszentrums Bad Lauterberg.
Bildquelle: Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG)

zuletzt bearbeitet: 06.05.2005 nach oben

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