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Herz und Diabetes: Mediziner tagen deutschlandweit

Neue Wirkstoffklasse schützt vermutlich auch Gefäße

Große Erwartungen wecken die Glitazone: Sie steigern die Empfindlichkeit des Körpers für Insulin und senken so den Blutzuckerspiegel. Außerdem gibt es Hinweise dafür, dass sie Herz und Gefäße schützen und entzündungshemmend wirken. Ob die Glitazone wirklich halten, was sie versprechen, diskutieren Mediziner am 18. September 2004 in einem Satellitensymposium an vier live via Satellit miteinander verschalteten Tagungsorten.

Bochumer Standort ist die RUB-Klinik für innere Medizin I der BG-Kliniken Bergmannsheil (Direktor: Prof. Dr. Harald Klein), beteiligt sind außerdem das Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen, das Universitätsklinikum in Ulm und die Albert-Schweitzer-Klinik in Königsfeld (Schwarzwald).

Oft im Team: Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck

Der Diabetes, besonders der früher als Altersdiabetes bezeichnete Typ-2-Diabetes, ist weltweit auf dem Vormarsch: Sind derzeit in den westlichen Industrienationen cirka sechs Prozent der Bevölkerung betroffen, könnten es in wenigen Jahren schon zehn Prozent sein. Ursachen für den Typ-2-Diabetes sind vor allem Übergewicht und Bewegungsmangel. Nicht nur der erhöhte Blutzuckerspiegel ist gefährlich, sondern auch die häufig begleitenden Fettstoffwechselstörungen, der erhöhte Blutdruck und Veränderungen der Blutgerinnung.

Zusammen schädigen diese Faktoren die Gefäße, so dass der Diabetes mit einem stark erhöhten Herzinfarkt-Risiko einhergeht. Die Glitazone greifen, anders als bisherige Medikamente, erstmals an einem zentralen Punkt des Typ-2-Diabetes an: Sie steigern die durch die Erkrankung verminderte Wirksamkeit von Insulin. Außerdem besteht die Hoffnung, dass Glitazone positive Effekte auf Herz und Gefäße haben.

Offene Fragen der neuen Substanzklasse

"Ob die Glitazone tatsächlich Arteriosklerose und Herzinfarkte verhindern können, ist derzeit noch nicht klar", so Prof. Klein von der RUB-Klinik für Innere Medizin I des Bergmannsheil. "Dies wird ein zentraler Diskussionspunkt der Veranstaltung sein." Daten aus Tierexperimenten und ersten Studien am Menschen seien viel versprechend, Klarheit werden aber erst die jetzt angelaufenen Multi-Center-Studien bringen.

Zu berücksichtigen sind aber in jedem Fall die möglichen Nebenwirkungen der Glitazone: Bei einigen Patienten kommt es zu Wassereinlagerungen in den Beinen, und falls das Herz vorgeschädigt ist, sind Glitazone in den meisten Fällen nicht erlaubt. In Europa dürfen Glitazone derzeit nur eingesetzt werden, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken oder Nebenwirkungen haben. "Sollten sich die positiven Effekte auf Herz und Gefäße in den laufenden Studien beweisen lassen, wird sich das aber vermutlich schnell ändern", schätzt Prof. Klein.

zuletzt bearbeitet: 14.09.2004 nach oben

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